Zitrone und Zucker
Eigene Strategien entwickeln, um aus bitteren Erfahrungen, Schmerz oder Verlust etwas Gutes zu machen.
von Priscilla Niggli Schulsozialarbeit Schulverband Grüsch/Seewis
Wenn das Leben dir eine Zitrone gibt…
Im Englischen gibt es ein Sprichwort: «Gibt dir das Leben eine Zitrone, mach Limonade draus». Kurz gesagt, lass dich nicht unterkriegen. Mach aus jeder Situation das Beste.
Von Verletzungen, Schmerz und Enttäuschungen
Von Ungerechtigkeit und Widerlichkeiten im Leben können wir weder unsere Kinder noch uns selbst fernhalten. Es können äussere Einflüsse sein, die uns plötzlich treffen, als ob uns das Leben eine oder sogar mehrere bittere Zitronen überreicht. Oder wir erleben Ungerechtigkeit im Zusammenleben mit anderen Menschen. Überall wo wir in Beziehung stehen, gibt es Potential für Konflikt und Stress. Nur schon, wenn wir Worte anderer persönlich nehmen, können wir uns gekränkt oder gedemütigt fühlen. Einem Kind, welches von einem anderen Kind ausgelacht wird, sagen wir Erwachsenen schnell mal: «Nimm es nicht so tragisch, höre einfach nicht hin. In einem Ohr geht’s rein, im anderen wieder raus». Und -funktioniert’s?` Der Rat ist gut gemeint und würde vielleicht sogar eine Änderung bringen, wenn da nicht dieses «Aber» wäre. Seelische Verletzungen, Geringschätzung und Demütigungen können sehr schmerzhaft sein.
…versüsse es mit Zucker und mach Sirup draus
Wie entwickeln wir eigene Strategien, um diesen Zitronen einen guten Geschmack abzubekommen? Vom Sprichwort hergeleitet sind die Zitronen die Übeltäter und das wollen wir nicht haben. Nach etwas Süssem, nach Zucker verlangt uns. Ganz einfach. Ganz menschlich. Aber gibt Zucker allein einen leckeren Sirup?
Eigene Strategien entwickeln
Tipp 1: Körper in Entspannung bringen
- Bewusst tief und langsam ein- und ausatmen
- Eine aufrechte, selbstbewusste Körperhaltung einnehmen und so verhindern, dass man sich selbst gefühlsmässig «klein fühlt»
- In der Natur, draussen im Freien, neue Kräfte tanken, Tränen kullern lassen, die Wangen von der Sonne wärmen, seine Not im Gebet dem Schöpfer entgegenstrecken
Tipp 2: Mit jemandem darüber reden und evtl. eigene Gedanken korrigieren
- Sich einem Freund oder einer Freundin anvertrauen, Trauer zulassen und über den Schmerz reden zu lernen
- Als Eltern seinem Kind Zeit, ein offenes Ohr und viel Verständnis entgegenbringen
- Mit Tieren Zeit verbringen, weil sie einem bedingungslos annehmen und zuhören, ohne zu widersprechen. Ob Hund, Pferd oder Meerschweinchen, Tiere haben eine tröstende, heilende Wirkung
Tipp 3: Selbstwertgefühlt stärken
- Ein gesundes Selbstvertrauen kommt nicht von heute auf morgen, aber es kann gelernt und geübt werden
- Sich seinen eigenen Schwächen und Fehlern annehmen und Selbstmitgefühl zeigen
- Sich etwas Gutes tun, auf neue Gedanken kommen und am Horizont neue Möglichkeiten entdecken
Fazit: Die beste Strategie, um aus einer bitteren Zitrone etwas Süsses zu machen, ist ein eigenes Rezept für Zitronensirup. P.S. Kann mehrmals angewendet werden