Wenn Kinder Sorgen haben
Die Sorgen der Kinder sind nicht wesentlich anders oder unbedeutender, als die von uns Erwachsenen. Lasst uns genau hinschauen, um herauszufinden, was Kinder belastet.
von Priscilla Niggli, Schulsozialarbeit Schulverband Grüsch/Seewis
«Wer kennt scho sini Sörgeli und Ängstli… Hippigspängstli…»
Peter Reber singt in seinem Lied Hippigspängstli von den «Sörgelis und Ängstlis». Die Musik kommt fröhlich daher und die Verniedlichung nimmt der ganzen Thematik etwas die Tragik. Doch unterscheiden sich die «Sörgelis» der Kinder von den Sorgen der Erwachsenen?
Sorgen können uns alle treffen
Von Alltagssorgen bis zu Schicksalsschlägen – Sorgen können uns alle treffen. Dass Kinder unbeschwert sind, ist eine eher romantische Sicht der Dinge. Ob klein oder gross, aus einem schwierigen Umfeld oder aus Familien, in denen es sonst ganz «normal» läuft, Sorgen können wir nicht schönreden. Sorgen um die Gesundheit, Sorgen um Verlust, Ausgrenzung, nicht-genügen-zu-können oder Sorgen, einen geliebten Menschen zu verlieren. Angststörungen seien mit zehn Prozent die häufigsten Störungen bei Kindern. Besonders Trennungsängste spielen bei Kindern eine grosse Rolle. Verlieren eines besten Freundes in der Schule wegen Umzug, Trennung der Eltern oder Depressionen eines Elternteils, sind alles harte Schläge für Kinder. Nicht alle Kinder gehen gleich damit um, aber alle brauchen sie die Möglichkeit, sich einer liebevollen Person anvertrauen zu können.
Haben Kinder heute mehr Sorgen als früher?
Wahrscheinlich nicht. Jedoch sind wir heute zum Glück sensibilisierter darauf und nehmen mehr Sorgen wahr. Es ist wichtig, dass wir die Kinder ernst nehmen und ihre Sorgen nicht klein machen oder gar übersehen. Eltern leiden, wenn es ihrem Kind nicht gut geht. Dieses Sorgen um das Kind hat sich im Gegensatz zu früher verändert. Die Tendenz in der Erziehung, den Kindern Steine und Sorgen aus dem Weg zu räumen, stärkt sie jedoch nicht. Kinder brauchen immer wieder Ermutigung und dass man ihnen viel Vertrauen schenkt: Du schaffst das, wir schaffen das! Eltern können ihre Kinder nicht von Schmerzen fernhalten, jedoch können sie einen liebevollen, fürsorglichen Blick haben, der nichts übersieht, nicht dramatisiert, aber auch nicht bagatellisiert.
Veränderung im Verhalten
Wir reden hier nicht von «Sorgenkindern», sondern von den Sorgen der Kinder. Was ist los mit meinem Kind? Warum hat meine Tochter vor der Schule immer Bauchschmerzen? Warum isst mein Teenager nicht mehr? Wenn Kinder sich auffällig verhalten, sind Eltern alarmiert. In der Schulsozialarbeit werden wir meistens dann kontaktiert, wenn Eltern oder Lehrpersonen eine Veränderung im Verhalten des Kindes wahrnehmen. Oft ist der Leidensdruck bei einem Kind bereits gross, bis es äussere Symptome zeigt. Wir hören zu, helfen mit beim Suchen von guten Lösungen, unterstützen und vernetzen.
Wichtige Strategie für Eltern
Um die Innensicht des Kindes verstehen zu lernen, müssen Eltern und Erziehungsberechtigte sich in die Perspektive des Kindes hineinversetzen. Wieso auch nicht einmal ein kleines «Spiel» machen und die Rollen vertauschen? Wer sich darauf einlässt, wird erstaunt sein, was alles daraus gelernt werden kann. Dieses gegenseitige Verständnis und die Aha-Erlebnisse werden zudem die Beziehung stärken. Eine wichtige Strategie ist auch, sich an die eigene Kindheit zu erinnern.
Wohin mit den Sorgen?
Kinder müssen wissen, wo sie hingehen können mit ihren Sorgen. Schenken wir ihnen immer wieder kostbare Zeit, ein offenes Ohr, viel Verständnis, Liebe und den Blick auf die schönen und fröhlichen Dinge im Leben. Und sollten sich die Sorgen nicht legen, dann zögern sie als Eltern nicht, sich einer Fachperson anzuvertrauen oder einen Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie aufzusuchen.