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Achtung, fertig, selbstständig(er) werden!

Fernunterricht birgt neben vielen Herausforderungen mindestens so viele Chancen. Eine gezielte und angepasste Begleitung ist zentral.

von Manuela Blumenthal, Schulsozialarbeit in den Kindergärten und Primarschule Landquart

Achtung, fertig, selbstständig(er) werden!

Lange rechnete niemand mit der Schliessung der öffentlichen Schulen. Diese kam dann auch plötzlich, von heute auf morgen und löste viele Unsicherheiten aus. Sowohl für Lehrperson, Schülerinnen und Schüler sowie Eltern standen viele Fragen im Raum, welche Schritt für Schritt geklärt werden mussten.

Im ersten Moment nahmen die Kinder diese Situation als Ferien wahr, doch bald mussten sie feststellen, dass es keine Ferien sind und der Unterricht in einer nie dagewesenen Form weitergeführt wird. Für Schülerinnen und Schüler, welche eine hohe Selbstorganisation mitbringen, stellt diese Form von Unterricht keine spezielle Herausforderung dar. Was verlangt jedoch diese Form von Unterricht von Schülerinnen und Schülern, die mehr Mühe damit haben?

Fernunterricht birgt auch Chancen

Einerseits müssen die Schülerinnen und Schüler lernen, die Tages- oder Wochenaufträge einzuteilen und diese auch grösstenteils ohne «professionelle»

Hilfe zu lösen. Andererseits liegt die Chance auch darin, dass die Kinder nicht im verlangten Tempo leisten müssen, sondern in einer selbstbestimmten und angepassten Geschwindigkeit arbeiten können. Beispielsweise kann ohne Druck – Zeitdruck vom Unterricht oder Leistungsdruck von Mitschüler/innen – dem Kind plötzlich die Matheaufgabe gelingen und es entwickelt möglicherweise diesem Fach gegenüber eine andere Einstellung. Erfolg und Zufriedenheit mit der eigenen Leistung motiviert und macht Spass.

Nicht zuletzt auch deswegen, da im Klassenzimmer ein Fehler anderes auslösen kann. Die Gefahr besteht darin, dass ein Kind das Vertrauen und den Mut verlieren kann, sich aktiv am Unterricht zu beteiligen. In den eigenen vier Wände kann mit Fehlern anders umgegangen werden und es wird nicht direkt mit einem Kommentar, einer Bewertung oder einem Rotstift markiert.  Nicht zu vergessen ist, dass dem Kind nie mehr so viel Zeit im regulären Schulbetrieb bleibt, um die persönlichen Interessen zu vertiefen und auszuleben. Durch all diese Erfahrungen kann das Selbstwertgefühl gesteigert und neuer Mut und neue Energie freigesetzt werden.

Vertrauen ist gut, Begleitung ist notwendig!

Da viele Eltern mit Homeoffice beschäftigt sind, ist ein Vertrauen in die Selbstorganisation und Selbständigkeit der Kinder zentral. Oft sind mehrere Kinder im gleichen Haushalt mit Fernunterricht beschäftigt. Als Eltern kann man nicht gleichzeitig bei allen Kindern sein, da jedes Kind individuelle Präsenz und andere Bedürfnisse benötigt. Nichts desto trotz ist eine Begleitung der Kinder in dieser Phase erforderlich und wichtig. Nur durch die richtige Begleitung und die notwendige Unterstützung sind Erfolgserlebnisse möglich. Mit verbindlichen Abmachungen und immer gleichbleibenden Strukturen, wird das Konfliktpotential verringert und die Begleitung erleichtert.

Kooperation von Eltern und Lehrperson

Vor allem in dieser Phase wird einmal mehr deutlich, dass eine gute Zusammenarbeit der Eltern mit der Lehrperson immens wichtig ist. Regelmässiger Austausch vereinfacht allen Parteien eine erfolgreiche Gestaltung dieser ausserordentlichen Situation.

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