Die Kraft des Lobes
Mit gezieltem Lob können wir unsere Kinder stärken, etwas Neues zu lernen oder eine Herausforderung anzupacken.
von Andreas Hirzel, Schulsozialarbeit in Zizers
Beziehungswesen von Geburt an
In wohl jedem Augenblick unseres Daseins, stehen wir in einem Bezug zu unseren Mitmenschen. Mal offensichtlich und mal weniger. Selbst wenn wir uns einsam fühlen, wird dies durch die gefühlte Abwesenheit von Beziehung definiert. Wahrscheinlich reagieren wir deshalb so unmittelbar auf Kritik und Lob, besonders von uns wichtigen Menschen.
Entwicklungshelfer
Es gibt viele Möglichkeiten, die Beziehung zu unseren Kindern zu gestalten und somit auch Einfluss auf ihre Entwicklung zu nehmen. Lob und Kritik sind dabei zwei besonders machtvolle Mittel. Da uns – in unseren Breitengraden – das Kritisieren grundsätzlich leichter fällt, wollen wir besonders das Loben unter die Lupe nehmen. Die meisten von uns mögen es, gelobt zu werden. Auch hat sicher schon jede/r Dinge gemacht in der Erwartung, dass der / die andere dies schätzen und loben würde.. Kinder suchen oft – mehr noch als Erwachsene – aktiv die Bestätigung von anderen. Damit diese Suche nach Bestätigung auf eine gute Art erfolgt, gibt es beim Loben ein paar Dinge zu beachten.
Loben als Verstärker verstehen – das gezielte Lob
Neben dem spontanen Lob, welches beim Kind direkt Freude und Stolz auslöst, lässt sich das Loben auch gezielt einsetzen, um gewünschtes Verhalten zu verstärken. Damit dies aber funktioniert, müssen ein paar Zutaten stimmen:
- Ein Lob muss ernst gemeint sein, also ohne Ironie und sonstige Zwischentöne.
- Ein Lob wirkt am besten in der gemeinten Situation. Auf später verschieben schwächt es ab.
- Ein Lob zielt auf das Kernthema sowie darauf, was das Kind beeinflussen kann oder wofür es sich angestrengt hat.
- Ein Lob beginnt stärker zu wirken, wenn es mehrmals und auf unterschiedliche Art geäussert wird.
Zudem hilft es, wenn wir unsere Erwartungen an die Möglichkeiten unseres Kindes anpassen und uns dann überlegen, was wir bei der Leistung des Kindes hervorheben können und / oder was uns freute.
Nehmen wir einmal an, wir möchten, dass unser Kind lernt an einer Aufgabe dran zu bleiben. Dann ist der erste Schritt, sich zu überlegen, was das Kind schon kann. Bereits hier lässt sich ein Lob ansetzen.
«Ich freue mich, wie du die Aufgabe anpackst.»
Als nächstes müssen wir unsere Erwartungen an die Fähigkeit des Kindes anpassen. Ziel ist, das Kind zu fordern (nicht überfordern), um es für die geleistete Anstrengungen zu loben.
«Es ist für dich streng dranzubleiben. Ich finde es toll, wie fest du dir jetzt Mühe gegeben hast.»
Nun können wir die Situation beobachten und Veränderungen als Lob zurückspiegeln.
«Wow, an dieser Aufgabe warst du 10 Min konzentriert dran. Echt super!», «Das war schwierig und trotzdem hast du es nochmals versucht zu lösen und nicht aufgegeben.»
Loben ist keine Methode
Obwohl wir mit gezieltem Lob das Verhalten unserer Kinder beeinflussen können, lässt sich loben nicht mechanisieren. Es bezieht seine Kraft daraus, dass es echt gemeint ist. Dennoch lohnt es sich, zu versuchen eine Lobkultur bei uns persönlich aufzubauen. Mir gelingt es längst nicht immer, meine Kinder zu loben. Aber ich versuche es weiter, wer weiss, vielleicht erhalte ich ein Lob für meine Anstrengung.