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Das Ampelsystem – eine Hilfe für Eltern und Kinder

Kinder brauchen Grenzen. Das Ampelsystem ermöglicht einen klaren, gut verständlichen Ablauf gerade in schwierigen Situationen.

von Tabea Ackermann, Sozialpädagogische Familienbegleitung

Ampel

Wo das Ampelsystem eingesetzt werden kann

Kinder brauchen klare Grenzen zur Orientierung und zur Sicherheit. Es ist die Aufgabe der Eltern, ihren Kindern diese Leitplanken zu vermitteln und sie konsequent einzufordern. In der Theorie einfach gesagt, im Alltag nicht immer einfach umzusetzen. Grenzen verschieben sich regelmässig, werden übersehen oder aufgelöst. Manchmal spielen sich dann Muster ein, bei denen sich das Kind Freiheiten nimmt, die ihm nicht zustehen. Damit diese oft feinen Linien für Kinder und Eltern bewusster und sichtbarer sind, kann das Ampelsystem eingesetzt werden.

Wie das Ampelsystem funktioniert

Die Eltern besprechen miteinander, was ihnen bei der Erziehung ihrer Kinder besonders wichtig ist. Sie entscheiden, mit welchem Verhalten ihre Kinder diese Grenze überschreiten (weniger ist mehr) und was die Kinder dann als Wiedergutmachung leisten sollen. Dies wird den Kindern so mitgeteilt, ohne darüber zu verhandeln welches Verhalten okay ist. Damit die Kinder merken, ab wann sie in die Nähe der Grenze gelangen, wird eine Ampel für alle sichtbar im Wohnbereich aufgehängt. Jedes Kind hat eine eigene Ampel.

Die Eltern richten ihre Aufmerksamkeit im Alltag nun vor allem auf diese von ihnen definierten, grenzwertigen Verhaltensmuster ihres Kindes. Merken die Eltern nun im Alltag, dass sich das Kind mit seinem Verhalten der Grenze nähert, wird es darauf hingewiesen und die Ampel auf orange gestellt (mit einem Magnet oder sonstigem Hilfsmittel). Das Kind sieht nun, dass es sich der Grenze nähert und sein Verhalten wie besprochen ändern muss, um die Regeln des Zusammenlebens einzuhalten. Zudem ist es auch für die Eltern eine Möglichkeit, sich bewusster mit dem Verhalten ihres Kindes auseinanderzusetzen.

Wenn sich das Kind dazu entscheidet, mit dem grenzwertigen Verhalten aufzuhören, wird die Ampel wieder auf grün gestellt. Gelingt dem Kind das Aussteigen nicht, verschiebt sich die Ampel auf Rot, bis das Kind die abgemachte Wiedergutmachung geleistet hat. In diesem Fall ist es wichtig, dass das Kind zuerst die Wiedergutmachung leistet, bevor der normale Tagesverlauf weitergeführt wird. Damit sich das Kind bei rot vom Verhaltensmuster lösen kann, wird eine Pause zwischen dem Aussprechen von rot und der Wiedergutmachung eingebaut.

Wenn das Kind (und die Eltern) sich wieder beruhigt haben, besprechen die Eltern die Situation mit dem Kind nochmals und schauen gemeinsam, was es jetzt noch braucht, damit das Kind wieder bei grün einsteigen kann. Dies kann eine Entschuldigung, eine Zeichnung, eine gute Tat oder ähnliches sein.

Wenn die Wiedergutmachung geleistet ist, kann das Kind wieder bei grün einsteigen und erhält eine neue Chance.

Zentrale Aspekte des Ampelsystems

Präsenz: Die Aufmerksamkeit der Eltern für das Verhalten ihres Kindes ist wichtiger Bestandteil des Ampelsystems. Das Kind soll spüren, dass den Eltern ein an die Regeln des Zusammenlebens angepasstes Verhalten von allen wichtig ist und sie darauf achten.

Pause: Pausen sind sinnvollerweise ruhig und reizarm. Welcher Ort dafür am besten geeignet ist, unterscheidet sich von Haushalt zu Haushalt und von Kind zu Kind. Das Kind kann sich beispielsweise beim Spielen im Zimmer, beim Zeichnen, Musikhören oder ähnlichem beruhigen.

Wiedergutmachung: Die Wiedergutmachung ist keine Strafe, sondern eine Möglichkeit, die Beziehung wiederherzustellen, damit man gemeinsam mit einem positiven Gefühl weiterfahren kann. Niemand ist perfekt, deshalb muss das Kind lernen nach unangebrachtem Verhalten Wege zu finden, mit seinen Fehlern umzugehen und in der Beziehung zu bleiben.

Haltung: Wichtig ist, dass immer das Verhalten des Kindes in den Vordergrund gestellt wird. Das Kind lernt so, dass gewisse Verhaltensweisen in Beziehungen nicht akzeptabel sind und es etwas braucht, damit diese Beziehungen wieder einwandfrei funktionieren.  Die Botschaft sollte lauten: «Du bist gut so wie du bist, aber dieses Verhalten, das du gerade zeigst, geht gar nicht.»

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