Fokussiert im Hier und Jetzt
Unsere Energie fliesst dorthin, wo unser Fokus liegt.
von Rahel Striegel Leitung der Sozialpädagogischen Fachstelle
Fokussiert im Hier und Jetzt
Eine Mutter erzählt:
«Wir essen eigentlich, Jana (3-jährig) fängt an zu tanzen, was sehr herzig und lustig aussieht. Ich nehme mein Handy, um den Tanz kurz zu filmen. Wir lachen zusammen. Taylor, unser 6-jähriger Sohn, welcher ebenfalls am Tisch sitzt, legt den Löffel zur Seite und verlässt den Tisch. Zurückkommen möchte er nicht mehr. Ich möchte nun das Essen weiterführen, aber das geht irgendwie nicht mehr. Jeder ist woanders. Dann werde ich ärgerlich, versuche sie zurückzuholen. Es ist alles gar nicht mehr lustig.»
Genau hingeschaut
Wo entstehen Konflikte, Unruhe und Misskommunikation im Alltag einer Familie? Wenn man zurückgeht an den Ursprung des Konfliktes oder der Unstimmigkeit und genau hinschaut, dann ist oft ein Auslöser, dass in Familien nicht klar ist, was im Moment passiert, beziehungsweise zu viel gleichzeitig passiert. Kinder können vielleicht nicht so einfach mit den Eltern in Kontakt treten, weil diese gleichzeitig gerade etwas anderes machen. Vielleicht ist der Vater in Gedanken bei seiner Arbeit und nicht beim Kind, oder die Mutter telefoniert gerade und betreut gleichzeitig die Schulaufgabensituation?
Zurück zur einleitenden Geschichte: Es ist unklar für die Kinder, was macht die Familie gerade? Essen oder spielen? Wo ist der Anfang, wo ist das Ende? Was wurde kommuniziert? Auf was wird fokussiert?
Step by Step
Wenn der Stress und der Druck in Familien zunehmen, die Ruhe verloren geht, es langsam anfängt stressig zu werden, dann nimmt die Gleichzeitigkeit zu. Auf einmal wird es schwierig, zu priorisieren was wichtig ist. Keiner hat den Überblick was jetzt als nächstes im Tagesablauf ansteht und passiert. Oft weil auch nicht klar kommuniziert wird und die Erwachsenen sich selbst erst zurechtfinden müssen. Dies wirkt sich auch auf die Kinder aus. Sie fangen an unruhig zu werden, oder übernehmen selbst die nächsten Schritte. Das Ergebnis ist dann der Beziehungsstress, der Ärger, das nicht Verstanden-werden.
Ideen für Eltern:
- Selbstbeobachtung: wo fange ich an, Dinge gleichzeitig zu tun? Und ist es wirklich sinnvoll diese zwei Sachen zu verbinden?
- Wo immer möglich, Gleichzeitigkeit vermeiden.
- Kinder brauchen kleinschrittige klare Führung im Alltag. Die Fokussierung auf das Geschehen, wird durch die Fokussierung der Erwachsenen ermöglicht.
- Wo geht die eigene innere Energie hin, was ist gerade wichtig?
- Entschleunigung fängt bei den Erwachsenen an. Sich selbst in stressigen Zeiten gut zu führen und zu überlegen wo jetzt der Fokus liegt hilft. Kinder passen sich diesem an.
- Klar und geduldig sein in der Kommunikation mit dem Nächsten.
Und es passiert doch!
Täglich wird es zu Situationen kommen, in denen uns der Stress einholt und ihr wieder anfangen, Dinge parallel zu tun, oder mit den Gedanken wo anders hin gehen. Das ist nicht schlimm. Hauptsache, wir erkennen es und ändern etwas daran. Es kann hilfreich sein, sich selbst mit einer kleinen Übung wieder zurück zu holen ins Hier und Jetzt. Denn Kinder sind auf eine Begegnung im Hier und Jetzt angewiesen.
Eine kleine Achtsamkeitsübung, welche auch mit Kindern möglich ist.
Atme tief ein und aus, versuche das Ausatmen zu verlängern
- – Schauen wir uns an und benennen drei Dinge, die wir sehen.
- – Dann drei Dinge, die wir hören.
- – Und dann drei Dinge, die wir spüren.
Und schon sind wir wieder im Hier und Jetzt mit unserer Aufmerksamkeit.