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Gemeinsam durch den Sturm

Ein heftiger Streit lässt sich im Vorfeld abschwächen. Aber gemeinsam gemeisterte Konflikte schweissen auch zusammen.

von Andreas Hirzel Schulsozialarbeit in Zizers

Weder schön noch eine Nebensache

Grundsätzlich ist streiten ganz natürlich und total normal. Es gehört sogar zu einem guten Familienklima, dass sich regelmässig Streitgewitter entladen. Konflikte können sich aber auch zum zerstörerischen Sturm aufbauen. Dann wirbeln Beschuldigungen und Beleidigungen herum und hinterlassen verletzte Herzen.

Entladung in einer aufgeladenen Zeit

Gerade in einer aussergewöhnlichen Situation wie während der Corona Pandemie, greifen plötzlich bewährte Rezepte nicht mehr. Der Rückzugsort in den eigenen vier Wänden wird mit Spannungen aufgeladen. Man steht einander auf die Füsse und geht einander auf die Nerven.

Hier ein paar Hinweise, wie sich so ein Unwetter abschwächen lässt und wie der Schaden in Grenzen gehalten werden kann.

Unwetter lassen sich (manchmal) verhindern

Grosse Konflikte lassen sich nur dann verhindern, wenn man ihnen den Nährboden entzieht. Aber wenn ich dem Frieden zuliebe schweige, steigt das Risiko, dass mir der Kragen platzt, erheblich. Keiner von uns kann hellsehen aber nur zu oft erwarten wir genau dies vom anderen. Das bringt uns zur Grundlage für jeden Streit egal wie gross er ist:

1. Die eigenen Erwartungen kennen
Zusammenleben bringt vieles mit sich, Schönes und Mühsames. Entscheidend sind dabei unsere Bedürfnisse und die Erwartungen, die daraus entstehen. Also wenn ich ein Bedürfnis nach Ruhe habe, werde ich die Erwartung entwickeln, dass meine Mitmenschen ihre Lautstärke anpassen. Soweit so gut.

2. Miteinander sprechen
Zusammenleben bringt auch Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu Tage. Auch dies ist einem Teil der unterschiedlichen Bedürfnisse geschuldet. Erst wenn wir diese Unterschiedlichkeit mit anderen teilen, kann etwas Gemeinsames entstehen.

3. Nachsicht und Demut
Dies gilt besonders für unsere Schwachpunkte und Fehler. Wenn wir unseren falschen Stolz überwinden und so quasi unsere verletzliche Seite zeigen, kann eine besondere Nähe entstehen. Gratis Nebeneffekt: Sind wir nachsichtig zu uns selbst, gelingt es uns auch viel besser, nachsichtig bei anderen zu sein.

Oft besteht ein grosser Konflikt aus vielen, über die Zeit aufgestauten kleineren Konflikten. Nährboden entziehen heisst daher auch, die kleineren Konflikte von Zeit zu Zeit ernst zu nehmen und zusammen eine Lösung besprechen.

Heilsame Stürme

Wie dem auch sei, das komplette Verhindern von Konflikten ist kaum erstrebenswert. Denn gerade ein gemeinsam gemeisterter Streit wird einen wohltuenden Beitrag dazu leisten, diese herausfordernde Situation miteinander zu überwinden. Sind es nicht gerade die schwierigen Situationen, die Menschen zusammenschweissen lässt?

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