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Machtkämpfe

Es lohnt sich in der Erziehung zu erkennen, bis wann Grenzen beharrlich vertreten werden müssen und ab wann ein Machtkampf beginnt.

von Stefan Kradolfer, Schulheim Scharans

 

Kindern und Jugendlichen Grenzen zu setzen, gehört zum Alltag dazu. Schliesslich haben wir Regeln im Zusammenleben, sodass sich alle wohlfühlen können. Auch das Diskutieren über Regeln und Grenzen gehört dazu, besonders im Teenie-Alter. Doch was ist, wenn sich der Teenie nach dem Diskutieren immer noch weigert, seinen Teil für die Gemeinschaft beizutragen? Arme verschränkt, Blick trotzig oder demonstrativ wegsehend und alles an ihm signalisiert: Egal, was du sagst oder tust, ich geb’ nicht nach.

Bei Machtkämpfen sind alle Verlierer

In solchen oder ähnlichen Situationen kann es schnell passieren, dass es auf einen Machtkampf herausläuft: Der Teenie wartet und beobachtet, wie wir reagieren. Und wir, vielleicht schon leicht gereizt durch sein trotziges Verhalten, fordern nun nur noch vehementer, dass er seine Aufgaben erledigt. Erfolglos. Die Arbeit ist nicht erledigt (wer hängt nun die Wäsche auf?), der Teenie ist auf Konfrontationskurs und wir haben keine Ahnung, wie wir wieder zu einem guten Miteinander zurückfinden. Es sind alle Verlierer.

Tipps, um aus Machtkämpfen auszusteigen

Um aus solchen Machtkämpfen auszusteigen oder besser noch, sie zu verhindern, gibt es einige Tipps:

  • Sinn: Wer den Sinn in seiner Aufgabe sieht, hat mehr Freude und Motivation, sie zu erledigen. Also bestenfalls bereits im voraus erklären, weshalb welche Aufgabe erledigt werden soll. Auch der Nutzen für die Zukunft zeigt den Sinn einer Aufgabe auf: Wer später z.B. einmal von zuhause ausziehen möchte, der hat es viel einfacher, wenn er weiss, wie die Wäsche gemacht wird.
  • Mitbestimmung: Wer sich seine Aufgabe selbst wählen kann, fühlt sich ernst genommen und sieht sich eher in der Verantwortung. Warum also nicht zu Beginn des Tages die offenen Aufgaben sammeln (die allen zu Gute kommen), und jeder kann reihum eine auswählen, bis alle aufgeteilt sind?
  • Vertagen: In festgefahrenen Situationen kann es helfen, die Diskussion auf später zu vertagen. So können sich die Gemüter beruhigen, denn ohne starke Emotionen lässt es sich klarer denken. Dies gilt übrigens für uns und unsere Kinder.
  • Kommunikation: Verzichtet auf Drohungen oder Provokationen. Erzählt besser davon, was der Machtkampf bei euch auslöst. Fragt nach Lösungsvorschlägen oder Kompromissen.

Und wenn halt doch nichts funktioniert?

Leider gibt es keine Erfolgsgarantie. Doch bereits das Dranbleiben, der Dialog und das Interesse am Gegenüber sind klare Botschaften, die häufig erst später ihre Wirkung für ein gutes Miteinander entfalten.

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